Die Rezeptionsgeschichte von Gustav Mahlers Werken ist voller Anmerkungen zu dessen anscheinend obsessiver Auseinandersetzung mit dem Tod. Und in der Tat: Viele der Lieder und die meisten der Symphonien nehmen das Thema der Sterblichkeit auf, sei es durch einen Text, durch programmatische Hinweise oder durch rein musikalische Andeutungen. Was steckt hinter diesem Aspekt seines Schaffens? Was sagt er über seine Persönlichkeit aus, was über das Wesen seiner Kompositionen?
In einer Bemerkung zu seiner Zweiten Symphonie gibt Mahler selbst eine Erklärung ab:
Zugleich ist es die große Frage: Warum hast du gelebt? Warum hast du gelitten? Ist das alles nur ein großer furchtbarer Spaß? Wir müssen diese Fragen auf irgendeine Weise lösen, wenn wir weiterleben sollen – ja sogar, wenn wir nur weiter sterben sollen! In wessen Leben dieser Ruf einmal ertönt ist, der muss eine Antwort geben.
Mahler wurde diese „großen Frage“ niemals los. Ein Leben lang kämpfte er um den Sinn des Lebens im Angesicht des Leidens und des Sterbens, fühlte sich, mit anderen Worten, gezwungen, „eine Antwort“ zu geben. Weit entfernt von einer Todessehnsucht, wie manche behaupten, war es Mahlers Ziel, der Menschheit Trost und Zuversicht durch die mystische Kraft der Musik zu vermitteln.
Anhand von Präsentationen, Konzerten, einer Diskussionsrunde und einer Wanderung erforschen wir diesen zentralen Aspekt von Gustav Mahler, als Mensch und als Komponist.
PRE-PROGRAM
Floating Art Salon
Introduction to the program of this year's Gustav Mahler Festival Steinbach as part of a two-hour boat tour on the southern boat route of Lake Attersee with a welcome aperitif and a Klimt coffee break and light refreshment on board. Host: Kom.Rat. Mag. Doris Cuturi-Stern
Boat dock at Steinbach am Attersee, 2 pm
Life and death at the turn of the century
Intellektuelle und Künstler um 1900 wurden durch Darwin, Freud, Nietzsche und andere Denker mit einem nüchternen Bild vom Leben und Tod konfrontiert. Wir betrachten Werke aus Mahlers Zeit – von u.a. Klimt, Schiele, Böcklin, Wedekind –, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen.
Christian-Ludwig-Attersee-Saal, 7 pm
Festive Opening
Festive Opening of the 9th Gustav Mahler Festival Steinbach and the annual special exhibition in the composing hut with moderation, greetings from the guests of honor, musical accompaniment and aperitiv.
Composing hut by the lake, 4 pm
CHURCH CONCERT
Chor a-capella und Streicher
Eine geistliche Reise durch die großen Fragen des Lebens.
7 pm
DISCUSSION
Zwischen
Verzweiflung und Hoffnung
Wie gehen wir mit dem Tod um? Was sagt uns Mahler zu diesem Thema? Wie kann uns die Kunst begleiten und dabei helfen, Antworten zu finden?
Talkrunde mit Moderation und hochkarätigen Teilnehmern.
10 am
SONGS
Werke von Gustav Mahler, Franz Schubert, u.a.
N.N.
7 pm
EXPERIENCING NATURE
"Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras":*
Die Natur und der Tod
Mahler war fasziniert von der Natur, konnte sich aber nur schwer mit der Brutalität und Gleichgültigkeit der Kreaturen abfinden. Eine Wanderung durch eine Idylle mit Schattenseiten.
10 am
*) Psalmen 103:15
CHAMBER ORCHESTRA
Gustav Mahler: Symphonie Nr. 4
Mahlers Vierte Symphonie spannt den Bogen des Lebens. Nach der Leichtigkeit des Seins im ersten Satz, geigt uns plötzlich Freund Hein auf, doch das Schrecken wird durch eine verklärte Vision des Himmels aufgelöst.
7 pm
MATINEE CONCERT
„Der Tod, des muaß a Weaner sein“*
Schrammelmusik, Wiener Lieder, Gassenhauer
Wien taucht immer wieder als Drehpunkt in Mahlers Biografie auf: als Student am Konservatorium, als Direktor der Hofoper, als Sterbender im Sanatorium Löw. Todeskrank verlangte er, nach Wien gebracht zu werden, denn, wie er selbst sagte: „Leider bleibe ich ein eingefleischter Wiener“. Die Beziehung zu dieser Stadt zeigt sich auch in seinen Werken, vor allem in der Anlehnung an Populärmusik und manchmal in einer gewissen morbiden ironischen Leichtigkeit.
11am
*) Georg Kreisler
Preliminary program, subject to change.
Gustav Mahler liebte den Urlaub am Attersee und residierte in den Sommermonaten der Jahre 1893 bis 1896 im Gasthof zum Höllengebirge in Steinbach am Attersee.
Die atemberaubende Gegend wirkte Wunder auf Mahlers Kreativität; im Laufe von vier Sommern (bis 1896) vollendete er hier in seinem eigens erbauten Komponierhäuschen die zweite Symphonie und schuf ein halbes Dutzend Lieder sowie die dritte Symphonie.
Das Gustav Mahler Festival in Steinbach am Attersee ist eine mehrtägige Feier rund um den Geburtstag des Komponisten am 7. Juli.
Jedes Jahr werden musikalische Kleinode sowie kulturelle und historische Einblicke in die Gegend um diesen historischen Ort präsentiert.
Das Programm bietet für alle Beteiligten bewusst genügend Zeit, sich auszutauschen und die einzigartige Naturkulisse zu genießen, um Mahlers Inspiration in all ihren Facetten feiern zu können.
In diesem kleinen Häuschen am Seeufer des Hotel Föttinger entstanden bedeutende Kompositionen Gustav Mahlers. Im Jahre 1985 wurde durch die Internationale Gustav Mahler Gesellschaft und die Familie Föttinger das Komponierhäuschen originalgetreu renoviert, 2016 wurde die permanente Ausstellung mittels wissenschaftlicher und gestalterischer Betreuung durch die IGMG erneuert. Zudem wird auf einem eigenen Display die jährliche Sonderausstellung zum Festivalthema präsentiert. Mehr über das Komponierhäuschen
1900-1907
4. Symphonie,
5.-8. Symphonie
Rückert- und Kindertotenlieder
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